KONZERTE Die Rüsselsheimer Chöre „PlanckTON“und „CantaRona“ gaben ein Konzert in Engelrod
(mpe). Es war beeindruckend, als rund 70 Sängerinnen und Sänger den Betsaal in Engelrod verließen. In einer langen Reihe, munter gingen die Unterhaltungen, so überquerten sie die Dorfstraße um anschließend viele, viele steile Treppenstufen hinauf zu steigen. Sie führen zur evangelischen Kirche, in diesem Moment zeigte sich die schwere Holztür weit geöffnet für die Gäste.
Bereits jetzt war für den Außenstehenden der Spirit spürbar, den die beiden Chöre „CantaRona“ und „PlanckTON“ auch während des Verlaufs ihres einstündigen Konzerts unter ihrer Dirigentin Bianca Heintze versprühen würden. Ein Konzert im Doppelpack, die erst genannte der beiden Formationen mit Sängern der jungen bis mittleren Generationen, „PlanckTON“ als ein Schulchor des Max-Planck-Gymnasiums in Rüsselsheim.
Fröhlich war die Stimmung, gepaart mit einer gewissen Lockerheit. Schwarze Garderobe und rote Accessoires standen für die Feierlichkeit dieses Abends und für das musikalisch hohe Niveau, was geboten wurde. Die Generalprobe in der Kirche hatte man hinter sich gebracht nach der Ankunft mittags um zwölf.
Bei einem anschließenden Ausflug in den Vogelpark Schotten wurde „open air“ gesungen. Dort gab es ein Ständchen anlässlich einer Geburtstagsfeier von einem Vogelsberger Verwandten der Dirigentin. Angereist nach Engelrod waren die Chöre aus ihrer Heimatstadt Rüsselsheim, wo „CantaRona“ und „PlanckTON“ am kommenden Wochenende im dortigen Theater mit ihrem „Bruder“, mit dem unter einem Dach verbundenen MGV Liederkranz Rüsselsheim/Haßloch, ein Konzert absolvieren. 800 Karten dafür sind bereits über den Ladentisch gegangen.
Doch wie kam es dazu, dass diese beiden renommierten Formationen in Engelrod ein Konzert geben? Im Übrigen, der erste Auftritt überhaupt im Vogelsberg. Es gibt sie, diese Vorgeschichte. „Wie das Leben so spielt“, könnte man sagen. Oder: „Music is coming home“ , Musik kommt zurück nach Hause. Hartmut Frank, der die Verbindungen herstellte, ist der Klavierlehrer von Bianca Heintze aus ihren Kindertagen, die ebenfalls im Kinder- und Jugendchor Lautertal unter seiner Leitung lange Jahre sang. Lang ist´s her – inzwischen hat die in Helpershain geborene und aufgewachsene Bianca Heintze den Vogelsberg verlassen. Hat in Frankfurt an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst ihren Abschluss gemacht, ist heute am Max-Planck-Gymnasium Rüsselsheim evangelische Religions- und Musiklehrerin. Hier gründete sie vor zwei Jahren anlässlich eines Schuljubiläums einen gemischten Chor. Bis heute besteht er unter dem Namen „CantaRona“.
Breit gestreut ist das Repertoire von „CantaRona“ sowie auch vom Chor „PlanckTON“. In Engelrod wurden fast alle Stücke von der Dirigentin auf dem Piano begleitet. Nach kurzer Zeit war das Eis gebrochen und begeisterter Applaus ließ nicht mehr auf sich warten. Meist traten beide Formationen im Wechsel auf, hin und wieder gemeinsam. Klassik, Pop, geistliche Literatur kamen zu Gehör. Gewaltig gleich zu Beginn der Einstieg mit dem lateinisch gesungenen „Odi et amo“, ein altes römisches Gedicht rund um das Zerreißgefühl von Liebe und Hass. Vertont wurde es einst von Carl Orff. Weit der anschließende Spannungsbogen im Engelröder Konzert. Zwischen Beschwingtheit und Lebensfreude lag er, zwischen Dramatik und Melancholie. Unter die Haut ging beispielsweise der „Gefangenenchor“ aus der Oper „Nabucco“ , ein Medley aus dem Musical „Tarzan“ ebenso wie Ausschnitte aus „Wicked“.
Verbunden und interessant umrahmt wurden die Darbietungen durch die Moderation von Chormitglied Frank Brogl, stellvertretender Vorsitzender des Vereins. „Good night Sweet Heart“ war die vom Publikum geforderte Zugabe, zu der sich beide Formationen singend rundum in der gesamten Kirche zwischen den Zuhörern verteilten.
Am Schluss standen die rund 80 Besucher des einstündigen Konzertes. „Standing Ovations“ waren ebenso angesagt wie ein leuchtender Blumenstrauß für Bianca Heintze von Pfarrer Backwinkel-Pohl. Ein Teil der Einnahmen wurde zugunsten der Engelröder Kirche gespendet. Im Betsaal warteten auf Sängerinnen und Sänger Häppchen und Getränke. Nicht lange und der Doppeldecker-Bus brummte vor der Tür, um die gut gelaunten Gäste nach Hause zu bringen. Gegen Mitternacht kletterten alle in Rüsselsheim von Bord. Müde, aber zufrieden: „Uns hat dieser Tag mit diesem Traumwetter gefallen!“ In den Vogelsberg, den man bis dahin eigentlich so gar nicht kannte, da möchte nun so mancher für mindestens einen Ausflug noch einmal zurückkehren.
„Gießener Anzeiger 6.10.2013“