Stadttheater – Großer Beifall für das Konzert von CantaRona, Liederkranz, PlanckTON und Junge Philharmonie
Musikschule und Kultur 123 als Veranstalter, der Chor „CantaRona“ des Gesangvereins „Liederkranz“ Haßloch, der Schulchor „PlanckTON“ des Max-Plack-Gymnasiums und die Junge Philharmonie gestalteten ein begeistert aufgenommenes Konzert am Sonntag im Stadttheater.
Mit dem Motto „euroVISION“ war das Konzert am Sonntag im Stadttheater gleichsam ein Ereignis, das Europa für das Ohr bereithielt. Festlich eröffnete die Junge Philharmonie Rüsselsheim unter der Leitung von Steffen Bücher das Programm mit der Einleitung aus dem um 1700 entstandenen „Tedeum“ von Marc-Antoine Charpentier.
Die ersten acht Takte aus diesem ausgedehnten oratorischen Werk haben als Erkennungsmelodie von Eurovisionssendungen eine erstaunliche Karriere gemacht und sind jedermann vom Bildschirm her vertraut. Bei den diszipliniert und klangschön gestaltenden Instrumentalisten der Jungen Philharmonie Rüsselsheim, einem Ensemble der Musikschule, der Immanuel-Kant-Schule und der Max-Planck-Schule, in dem Schüler, Erwachsene, Studenten und Musiklehrer musizieren, war Charpentiers barocker Glanz ebenso in besten Händen wie bei der „Feuerwerksmusik“ von Georg Friedrich Händel.
Mit erstaunlicher Wendigkeit meisterten die Streicher die flinken Sechzehntelketten innerhalb der Ouvertüre. Wirkungsvoll zwischen Tutti- und Streicherpassagen abgestuft, erklang im wiegenden Rhythmus „La Paix“. Straff und schwungvoll tönte „La Réjouissance“, wo die Blechbläser schmettern durften und die kleine Trommel für zusätzliche Klangreize sorgte. Mit ihren Chören leistet Bianca Heintze eine ausgezeichnete Arbeit, vor allem was Stimmbildung, Chor-Homogenität und klangliche wie dynamische Differenzierung angeht.
Der „CantaRona“-Chor, der anlässlich des Jubiläums der Max-Planck-Schule mit Schülern, Eltern, Lehrern und Freunden des Gymnasiums entstanden ist und sich als gemischter Chor dem Haßlocher „Liederkranz“ angeschlossen hat, sang gemeinsam mit dem Schulchor „PlanckTON“ der MPS und begleitet von der Jungen Philharmonie, eine Liederfolge des 1945 geborenen englischen Chorspezialisten und Komponisten John Rutter. Die fünf Titel des Zyklus „The Sprig of Thyme“ schöpfen ihr musikalisches Material aus der angelsächsischen Folklore und kommen musikalisch wie süßer Blütenduft daher.
Rutters Musik, von Chören und Chorleitern hochgeschätzt, verströmt Wohllaut und atmosphärischen Zauber, bleibt stets konfliktfrei und wirkt wie mit einem zarten Pinsel gezeichnet.
Mit thematisch passenden Aquarellbildern des Chormitglieds Gudrun Eberlein (Kunstlehrerin am Neuen Gymnasium Rüsselsheim) im Rücken, gelang den etwa neunzig auswendig singenden Choristen, von Bianca Heintze bestens vorbereitet, eine überaus einfühlsame Umsetzung der hübschen Lieder. Steffen Bücher fügte, auf die Feinheiten der sparsamen, durchsichtigen Instrumentierung Rutters achtend, eine sensible, auf Schönklang bedachte Orchesterbegleitung hinzu, die sanfte Harfentöne, solistische Holzbläserpassagen und weiche Streicher-Grundierungen betonte. Auf solche Weise kamen die Chorstimmen durchweg vorteilhaft zur Geltung. Folkloristisch geprägt waren auch die Chorstücke im zweiten Programmteil, von Bianca Heintze und Natalia Bashtanenko am Flügel begleitet oder teilweise a capella gesungen.
„PlanckTON“ servierte effektvolle Chorsätze, kombiniert mit originellen Bewegungs-Choreografien: Mit flottem Tempo scheuchte Bianca Heintze die Gruppe durch die karibischen Gefilde des „Scat Calypso“.
Synkopische Rhythmen und leicht angeschrägte Harmonien bestimmten „Joyful“, eine Pop-Adaption der Beethovenschen Freudenmelodie. Flexible Tempi, fein ausgearbeitete Details und eine bemerkenswerte stimmliche Strahlkraft (Schluss-Stück „Eres tu“) bestimmten danach die Chorbeiträge von „CantaRona“.
Die mit oft fragwürdigen Verkomplizierungen und harmonische Verrenkungen aufwartenden Volkslied-Arrangements moderner Provenienz (etwa die Gospel-Version „All Night, All Day“ oder Carsten Gerlitz‘ Bearbeitungen von „Abend wird es wieder“ und „Kein Feuer, keine Kohle“) muss man nicht unbedingt mögen. Sicher wären der Chor und vor allem das Publikum dankbar, wenn auch gefälligere, weniger spröde Stücke aus dem Klassik- und Romantikbereich ins Repertoire einbezogen würden.
Das von Frank Brogl kompetent moderierte Programm hatte mit fünf Nationalhymnen als Gruß der Jungen Philharmonie an Rüsselsheims Partnerstädte einen besonderen Pfiff. Im abschließenden Gefangenenchor aus Verdis „Nabucco“ vereinigten sich nochmals alle Mitwirkenden.
In Steffen Büchers rasch vorüberziehender Deutung schienen die hebräischen Gefangenen eher einen Walzer aufs Parkett zu legen als ihr trauriges Schicksal zu beklagen. Gleichwohl: Alle Beteiligten zeigten in dem Gemeinschaftsunternehmen „euroVISION – Europa für’s Ohr“, welch hochwertige künstlerische Möglichkeiten sich aus Kooperation und Gemeinschaftssinn ergeben. Großer Beifall im dicht besetzten Theaterparkett.
“Rüsslesheimer Echo 14.10.2014″