Stimmgewaltige Premiere im Theater

Nacht der Chöre – Alle neun weltlichen Gesangvereine der Stadt auf einer Bühne – Hommage an die Kulturstätte

Zum ersten Mal haben alle neun weltlichen Gesangvereine in Rüsselsheim ein gemeinsames Konzert gegeben und am Samstagabend im ausverkauften Stadttheater die Vielfalt der Chorgattungen und musikalischen Literatur vorgestellt. Über dreihundert Singende vereinten sich zum gemeinsamen Schlusschor.

Anlass für das große Chortreffen war der 45. Geburtstag des Stadttheaters im vergangenen Jahr. Damals konnte jedoch kein Termin für das in der Chorgeschichte einmalige Ereignis gefunden werden. Und so kam es ein Jahr später zum Geburtstagsständchen für das Theater und die Unterstützung dessen Arbeit, dem ja noch vor Monaten die Schließung gedroht hatte.

Um das Drei-Stunden-Programm nicht zu überdehnen, trat von den 14 Chören in den neun Vereinen jeweils nur einer mit drei Chorsätzen auf, die jeweils unter einem selbst gewählten Motto standen. „Frei wie der Wind“ hieß es beim Shanty-Chor, der unter Leitung von Sonja Guthmann mit 23 Männern und vier musikalischen Begleitern an Gitarre und Akkordeon auftrat. Der Chor weckte Fernweh mit „I am sailing“, „Leaving of Liverpool“ und „Mull of Kintyre“. Schon bei der Eröffnung des Theaters 1969 war der Gesangverein Germania dabei und trug unter dem Motto „Freude am Leben“ klar, sauber und klangvoll drei Volkslieder vor. Die 18 Männer sangen unter der Leitung von Nelja Ickert, am Klavier begleitet von Melanie Ickert. Ihr Schlusslied „Sei glücklich heut‘ an diesem Tag“ war zugleich der Wunsch aller Singenden an das Publikum.


Integration in der Stadt musikalisches Thema

Mit dem Liederkranz Rüsselsheim, dem 1854 gegründeten ältesten Chor der Stadt, kam ein gemischter Chor auf die Bühne, der unter seinem Chorleiter Damian Siegmund das Motto „So international wie die Stadt“ ausgesucht hatte. „Lasst Brücken uns bauen, den Menschen vertrauen“ aus dem Titel „Conquest of Paradise“. Es war eine Anspielung auf die Integration der ausländischen Mitbürger. Mit einem Gospel und dem deutschen Titel „Neigen sich die Stunden“ verabschiedete sich der 22-köpfige gemischte Chor.

Auch der 1858 gegründete Frohsinn aus Königstädten trat mit 45 Singenden als gemischter Chor auf. Unter seinem neuen Chorleiter Markus Braun hatte der Verein das Motto „Frühlingsluft -lust“ gewählt und trug seine Titel akkurat, akzentuiert und mit guter Dynamik vor. „Der Lenz ist angekommen“ von Ludwig Erk zählt zu den seltener gehörten Werken, während Robert Schumanns „Frühlingsgruß“ schon fast ein Klassiker ist. Beim „Frühlingserwachen“ von Wilhelm Koch begleitete Albrecht Schmidt am Klavier.

Club Harmonie und SKG bringen Schwung

Die Auswahl der 41 Männer der Chorgemeinschaft Club Harmonie und der Sänger der SKG Bauschheim unter dem Motto „Im frohen Wanderschritt“ brachte unter dem gemeinsamen Chorleiter Hanno Kirsch besonderen Schwung in das Konzert. Die Lieder wurden im Publikum mitgesungen, etwa der Fliegermarsch mit der beliebten Melodie „Komm‘ und sei mein Passagier, fliege, flieg mit mir“. Frisch, munter, deutlich und mitreisend auch „Frei weg“ und der „Sängermarsch“, was erste Bravorufe im Konzert hören ließ und eine Zugabe nach sich zog.

Ein besonders junger Chor ist das Vocalensemble mit seinen 34 gemischten Stimmen, die das Thema „Liebe“ gewählt hatten und unter Chorleiter Stefan Speyer frisch und deutlich drei englische Titel vortrugen. Der Chorleiter selbst begleitete am Klavier, und bei dem Beatles-Titel „All you need is love“ gab es lobende Pfiffe und Zugaberufe.

Zum Träumen und Erinnern kam der einzige reine Frauenchor des Abends mit dem Motto „Die goldenen 80er“. Hanno Kirsch dirigierte die 35 Frauen der Gesangsabteilung der SKG Bauschheim, und Albrecht Schmidt begleitete am Klavier. Vom Nena-Titel „Wunder geschehen“ bis zum eingedeutschten Abba-Song „Danke für die Lieder, die in mir erklingen“ spannte sich der Bogen.

Gemischt sang der Volkschor mit seinen 40 Aktiven unter Leitung von Frank Linnerth am Klavier. Unter dem Motto „Und immer wieder – das alte Fieber“ erklangen moderne Titel und schließlich „Westerland“ von den Ärzten. Man präsentierte sich als Chor in Bewegung, was gut beim Publikum ankam.

Liederkranz Haßloch größter Chor des Abends

Zahlenmäßig größter Chor war der MGV Liederkranz Haßloch, der mit einer Gruppe aus Männerchören und CantaRona auftrat. Die einhundert Singenden wurden von ihren Chorleitern Ronald Pelger, Bianca Heintze und Albrecht Schmidt abwechselnd dirigiert und am Klavier begleitet. Dieser Großchor konnte vom Pianissimo bis zum Fortissimo seine ganze Dynamik besonders beim bekannten „Gefangenenchor“ entfalten, und bei „Oh Donna Clara“ sich locker und frisch geben. Der Schlusschor „Klänge der Freude“ von Edward Elgar war zugleich Motto der Vorträge.

Welch ein Bild, als über dreihundert Singende aller Chöre zum Schlusschor auf der Bühne standen und unter der Leitung von Hanno Kirsch „Fröhlich klingen unsre Lieder“ machtvoll darboten.
Hanno Kirsch, der dienstälteste Chorleiter der Stadt mit 31 Amtsjahren, hatte die Gesamtleitung und Angela Hahn, die Vorsitzende der Gesangsabteilung der SKG Bauschheim war eine sachkundige und humorvolle Moderatorin. Der Kulturpreisträger der Stadt Rüsselsheim, Albrecht Schmidt, war nicht nur als kompetenter Ratgeber, sondern auch als musikalischer Begleiter und als Dirigent dabei.

In der Pause gab es Essen und Getränke vor dem Theater, und ein Gewitterschutt beendete die Pause.

“Rüsslesheimer Echo 11.5.2015″

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