Neun Gesangvereine bei der „Nacht der Chöre“ im Rüsselsheimer Stadttheater


RÜSSELSHEIM – Was für ein Schlussbild! Mehr als 300 Sängerinnen und Sänger aus neun Rüsselsheimer Gesangvereinen standen am Samstag zum – im wahrsten Sinne des Wortes – großen Finale der „Nacht der Chöre“ auf der proppenvollen Bühne des Stadttheaters und schmetterten vereint „Fröhlich klingen unsre Lieder“, unter der Leitung von Hanno Kirsch, dem mit 31 Dirigentenjahren dienstältesten Chorleiter in der Stadt.

Dabei hatte alles ein paar Nummern kleiner mit rund 25 Matrosen des hiesigen „Shanty-Chores“ begonnen, der sich selbst an Gitarre und Akkordeon begleitete. Wie alle Gesangvereine nach ihnen präsentierten die unerschrockenen „Seemänner“ den weit mehr als 600 Landratten im Publikum jeweils drei Lieder. Einer Welle kurz vorm Festland gleich, schwoll die Lautstärke des gut aufgelegten Chors zum wehmütigen Aufklang des dreistündigen Konzertabends kontinuierlich an und verstärkte bei „I am Sailing“ geschickt das Fernweh der Zuhörer.

Hell und teils glockenklar erweckte der einzige Frauenchor des Abends (ebenfalls SKG Bauschheim), zu dem auch Moderatorin Angela Hahn zählte, die „goldenen 80er“ mit Hits von Nena und „Abba“ zu neuem Leben. Im Anschluss präsentierte der gemischte „Volkschor“ Punkmusik der „Toten Hosen“ wie der „Ärzte“ in frischem Gewand und ebenso energiegeladen.

Darauf folgten mit den Männern der „Germania“, die bereits zur Theatereröffnung vor 45 Jahren ihr musikalisches Scherflein beitrugen, und dem seit einigen Jahrzehnten gemischten „Liederkranz Rüsselsheim“, der eines der abwechslungsreichsten Programme der Musikveranstaltung zum Besten gab, die beiden ältesten Chöre der Stadt. Während erstere bei Stücken wie „Abends im Walde“ vergleichsweise leise und gemäßigte Töne anschlugen, intonierten letztere mit teils sehr hoher Stimme Henry Maskes alte Einmarschmusik mit Hymnencharakter „Conquest of Paradise“, bevor sie in Strophenform verpackt „Sayonara“ und „auf Wiedersehen“ sagten.

Die Damen und Herren des GV „Frohsinn“ aus Königstädten boten anschließend den ersten A-capella-Auftritt und begrüßten dabei gefühlvoll und zugleich variationsreich den Frühling. Beinahe so elegant wie die geschmeidigen Handbewegungen ihres renommierten Chorleiters, Markus Braun, fügte sich der mehrstimmige Chor, der später von Grandseigneur Albrecht Schmidt am Flügel begleitet wurde, zu einem harmonischen Ganzen zusammen.

Für den höchst unterhaltsamen Abschluss des ersten Konzertteils sorgten schließlich die Freunde der Marschmusik aus den Männerchören des „Club Harmonie“ und der „SKG Bauschheim“. Mit viel Verve und Temperament riss das gemeinsam auftretende Chorduo den Saal im Handumdrehen mit, sodass der Wunsch nach einer Zugabe beim humorvollen und zuletzt intonierten „Fliegermarsch“ nicht mehr zu überhören war. Flugs hoben die sangesfreudigen Herren erneut ab in die „Luft“, wo es „keine Schwiegermutter“ und „keine Steuern“ gab.

Nach der Pause deckte das vergleichsweise junge „Vocalensemble“ mit melancholischen wie auch fröhlichen englischsprachigen Liebesliedern, darunter der „Beatles“-Evergreen „All you need is love“, das ganze Spektrum musikalischer Emotionen ab. Im gut getimten Wechsel brachten die unterschiedlichen Stimmen des gemischten Chores das höchste der Gefühle gekonnt auf den Punkt.

Noch komplexer und eindrucksvoller gestaltete sich der Auftritt des „Liederkranz Haßloch“, dem mehr als 80 männliche und weibliche Chormitglieder – unter der wechselnden Leitung von Ronald R. Pelger, Bianca Heintze und Albrecht Schmidt – ihre Stimme gaben. Dabei traute sich der mit Abstand größte Chor des Abends unter anderem an Verdis berühmten Gefangenenchor aus der Oper „Nabucco“ sowie den Tango „Oh, Donna Clara“ und meisterte die anspruchsvollen und aufwändigen Arrangements mit bestechender Präzision, bevor sich alle neun Chöre, wie erwähnt, gemeinsam von der Bühne verabschiedeten.

„Mainspitze 11.05.2015“

Kommentare sind geschlossen.